Was ist Cross Processing?
Cross Processing (oder auch Crossentwicklung oder X-Pro) ist ein Begriff aus den Tagen der Analog-Photographie und bezeichnet die sog. Umkehrentwicklung eines Negativ- oder Positivfilms.
Mit der Crossentwicklung wird versucht, besonders starke Farben und hohen Kontrast herzustellen.
Das Verfahren erlebt derzeit in der digitalen Photographie eine Renaissance bei der Entwicklung von RAW-Dateien in entsprechenden Konvertern oder Bildbearbeitungsprogrammen.
Hier ein Beispiel, wie eine Cross-Entwicklung aussehen kann:
Hier soll nun gezeigt werden, wie man ein solches Ergebnis in Lightroom erreichen kann. Die Vorgehensweise sollte in anderen Programmen ähnlich funktionieren (bspw. Photoshop, DxO Optics Pro, GIMP etc.).
Normalerweise beginnt man in Lightroom damit, Farbtemperatur, Kontrast, Belichtung und Klarheit etc anzupassen. Zuvor hat man sich idR schon entschieden, ob das Motiv farbig oder schwarz-weiß entwickelt werden soll.
Die wichtigste Bearbeitungsstufe ist auch die, mit der man beim Cross Process beginnt: Gradationskurve.
Wichtig ist, daß die Gradationskurve auf „linear“ steht. Klickt man hier auf die kleine Schaltfläche rechts unten, erhält man Zugang zu den einzelnen Farbkanälen rot, grün und blau, die man nun Schritt für Schritt einzeln anpaßt (–> Punktkurve bearbeiten).
Für jede der drei Farben wird ein Histogramm angezeigt. Rechts liegen die hellen Bereiche, links die dunklen. Man zieht nun die Linie an drei Punkten so (Höhen, Mitten, Tiefen), daß eine s-förmige Kurve entsteht. Hier muß, man spielerisch vorgehen, bis man den Effekt erreicht hat, den man möchte.
Anschließend geht man auf RGB zurück und paßt allgemein Höhen, Tiefen und Kontraste an. Den linken Bereich zieht man an der linken Seite soweit nach oben, bis einem der Wert zusagt, rechts hieht man ihn nach unten und in der Mitte bildet man wieder das S.
Bsp.: Veränderung im Histogramm:
Jetzt kommt die Teiltonung, die dem Bild am Ende den Old-School-Look gibt. Mit der Pipette kann man zuerst die Lichter und dann die Schatten einfärben und den jeweiligen Kontrast regeln. Zusätzlich läßt sich hier eine Gewichtung auf Lichter oder Schatten regeln (Regler: Abgleich).
Anschließend kann man sich um einelne Farbwerte bei HSL bzw. sonstigen Kontrast, Klarheit etc. kümmern.
Fertig ist das ganze. Dauert nicht lange, macht aber viel Spaß und bringt teilweise sehr sehenswerte Ergebnisse.
Am Ende kann man auch mit der Vignettierung und der Körnung spielen, so man dies möchte.
Beispielphotos mit der unterschiedlichen Bildwirkung:
Hat mein einmal eine Einstellung gefunden, kann man sich die diversen Bearbeitungsvorgänge auch als Preset/Vorgabe speichern (Lightroom linke Modulseite) – einfach auf das „+“ klicken, dann werden die Einstellungen unter „Benutzervorgaben“ gespeichert; so kann man die Einstellungen immer wieder für andere Bilder abrufen und bearbeiten: